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Kunstmuseum Winterthur:

Vater Dietrich Meyer

Meyer - Vater Dietrich Meyer

Conrad Meyer
Der Vater Dietrich Meyer, 1668
Schwarze und weisse Kreide auf blaugrauem Papier, 27,9 x 22,2 cm
Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung

Der hier dargestellte bärtige Mann ist der Vater des Künstlers, Dietrich Meyer d. Ä. (1572–1658). Sein Sohn porträtierte ihn hier posthum, zehn Jahre nach seinem Tod. Wahrscheinlich entstand die Zeichnung nach dem Porträt, das er von ihm – zehn Jahre vor dessen Tod – in Öl gemalt hatte.

Dietrich Meyer war ausgebildeter Glasmaler, arbeite aber vor allem als Kupferstecher und Maler. Bedeutsam war er vor allem auch als Lehrer, u. a. von Matthäus Merian d. Ä. aus Basel, der später in Frankfurt zu einem der wichtigsten Kupferstecher und Verleger Europas avancierte. Zu ihm schickte Dietrich dann seine Söhne Rudolf, Conrad und Johannes in die Lehre. Dies geschah jedoch erst nach der Ausbildung zu Hause beim Vater, der alle seine Söhne in die Kunst des Kupferstichs einführte.

Meyer - Vater Dietrich Gemälde

Conrad Meyer
Bildnis Dietrich Meyer d. Ä, 1648
Öl auf Leinwand, 88,5 x 73,5 cm, Zentralbibliothek Zürich, Inv.-Nr. 17

Conrad Meyer begann gegen Ende seines Lebens damit, eine Familienchronik zu schreiben. Dieses heute in der Zentralbibliothek Zürich aufbewahrte Dokument ist, schildert ein differenziertes Bild des bürgerlichen Lebens im Zürich des 17. Jahrhunderts und ist ein wichtige Quelle für die Biografien seiner Verwandten. So erfahren wir dort, dass sein Vater ursprünglich eine Glasmalerlehre gemacht hatte. Dies war damals ein sehr bedeutender Kunstzweig, weil viele Gutbetuchte sich ihre Fenster farbig ausschmücken liessen und Glasgemälde – etwa mit einem Familienwappen oder einer biblischen Geschichte – ein traditionelles Geschenk waren. Von Dietrich sind jedoch kaum Arbeiten auf Glas oder Scheibenrisse, so heissen die Vorzeichnungen zu den Glasgemälden, bekannt. Wir wissen aber, dass er sich nach seiner Ausbildung im Selbststudium Kenntnisse im Bereich der Ölmalerei aneignete. Spätestens in den 1590er-Jahren begann er, Porträts zu malen, ein Fach, das seit dem Tod von Hans Asper 1571 in Zürich weitgehend brachlag. Doch als 1622 der Basler Samuel Hofmann nach seinen Wanderjahren in die Schweiz zurückkehrte und sich in Zürich niederliess, wurde dieser zu einer ernsten Konkurrenz. Sein «moderner», in Amsterdam geschulter Malstil fand umgehend Anklang und verdrängte Vater Meyer als Bildnismaler. Dieser dürfte seinen Fokus vermehrt auf die graphische Tätigkeit und seine Posten im Grossmünsterstift verlegt haben. Dort war er nämlich seit 1614 Leiter der Finanzen und 1630 Verwalter des Stifts. 1641 wurde er zum Ratsherrn ernannt.

Das populärste seiner Werke aber war das Zürcher Wappenbuch, das in erster Auflage 1605 erschien. Darin sind auf über fünfzig Seiten die Wappen von rund 500 angesehenen Zürcher Familien aufgelistet. Conrad Meyer brachte dieses sehr beliebte Werk 1674 neu heraus und erweiterte es um eine Geschichte der bisherigen Bürgermeister Zürichs seit Rudolf Brun, einige aktualisierte Wappen und ein Namensverzeichnis, das durch Hinweise offenlegte, ob eine Familie adeligen oder bürgerlichen Standes war.